Frage der Woche

Abmahnung ohne Wirkung?

Fra­ge: Im Auf­trag eines Kun­den sol­len wir einen Plat­ten­be­lag im Frei­en ver­le­gen. Die vom Kun­den aus­ge­wähl­ten Plat­ten sind hier­für aber nicht geeig­net, da sie bei Näs­se rut­schig wer­den. Ich habe des­halb den Bau­herrn schrift­lich abge­mahnt. Trotz­dem ver­lang­te er von mir, dass ich die Plat­ten ver­le­ge. Kann ich auf­grund der Abmah­nung die Plat­ten ver­le­gen, ohne dass ich Fol­gen befürch­ten muss?

Ant­wort: Nein. Die Abmah­nung gehört in den Bereich des Werk­ver­trags. Nach Art. 369 des Obli­ga­tio­nen­rechts wird der Unter­neh­mer dem Bau­herrn gegen­über von sei­ner Ver­ant­wor­tung für Män­gel des Wer­kes befreit, wenn er kor­rekt abge­mahnt hat und der Bau­herr trotz­dem auf der Aus­füh­rung des Werks beharrt. Die Abmah­nung muss dabei ver­schie­de­nen Anfor­de­run­gen genü­gen: Der Unter­neh­mer muss gegen­über dem Bau­herrn unmiss­ver­ständ­lich zum Aus­druck brin­gen, dass die vom Bau­herrn erteil­te Wei­sung sei­nes Erach­tens zu einem Werk­man­gel führt. Zudem muss der Unter­neh­mer die Ver­ant­wor­tung für die ent­spre­chen­de Werk­aus­füh­rung aus­drück­lich ableh­nen. Zu Beweis­zwecken soll­te die Abmah­nung mit ein­ge­schrie­be­nem Brief ver­sandt wer­den. Ihre Abmah­nung erfüllt zwar sämt­li­che Vor­aus­set­zun­gen. Somit sind Sie gegen­über dem Bau­herrn von jeg­li­cher Män­gel­haf­tung befreit. Dies ist aber nur die hal­be Mie­te. Pro­ble­ma­tisch bleibt näm­lich Ihr Ver­hält­nis zu Drit­ten. Die­sen gegen­über hat die Abmah­nung kei­ne Gül­tig­keit. Rutscht bei­spiels­wei­se ein Besu­cher auf den Plat­ten aus, kann er auch gegen Sie Scha­den­er­satz­an­sprü­che gel­tend machen. Wer­den Sie zu ent­spre­chen­den Zah­lun­gen ver­ur­teilt, kön­nen Sie ver­su­chen, die­se im Innen­ver­hält­nis vom Bau­herrn zurück­zu­for­dern. Unge­mach droht Ihnen aber auch in straf­recht­li­cher Hin­sicht. In die­sem Bereich hilft Ihnen die Abmah­nung eben­falls nicht und schützt Sie ins­be­son­de­re nicht vor einer Bestrafung.

Glänzen Sie mit nützlichem Alltagswissen 

Wir senden Ihnen verständliche Antworten auf die beliebtesten Alltagsfragen kostenlos und direkt in Ihr Postfach. Der Versand erfolgt 2- bis 3-mal jährlich.

Hätten Sie es gewusst?

Muss ich gratis arbeiten?

Fra­ge: Ich arbei­te als Ver­käu­fe­rin. In mei­nem Arbeits­ver­trag steht eine Man­ko­ab­re­de, d. h. ich muss all­fäl­li­ge Kas­sen­dif­fe­ren­zen aus dem eige­nen Sack bezah­len. Ich fin­de dies unge­recht. Ich erhal­te einen Stun­den­lohn von 27 Fran­ken. Es droht mir also, dass ich meh­re­re Stun­den gra­tis arbei­te. Muss ich tat­säch­lich jede Kas­sen­dif­fe­renz berap­pen? Ant­wort: Nein. Gemäss der soge­nann­ten Man­ko­ab­re­de wer­den Ange­stell­te für das Manko

Weiterlesen »

Muss ich alles aus den Kinderalimenten bezahlen?

Fra­ge: Mein Ex-Mann bezahlt mir Ali­men­te für unse­re gemein­sa­me Toch­ter Lena. Lena braucht jetzt eine neue Bril­le, will Fahr­rad­fah­ren ler­nen und geht bald ins Schullager. All das kostet Geld. Muss ich dies aus den Ali­men­ten bezah­len? Ant­wort: Nein, nicht alles. Aus den monat­li­chen Unter­halts­bei­trä­gen Ihres Ex-Man­­nes müs­sen Sie die übli­chen Kosten finan­zie­ren, die Lena ver­ur­sacht. Das wären bei­spiels­wei­se Unter­kunft, Essen,

Weiterlesen »
Nach oben scrollen
Cornel Wehrli Rechtsanwalt

Cornel Wehrli, Rechtsanwalt

Cornel ist mit Priska verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Er wohnt in Frick. Als Mitglied des internationalen Serviceclubs Kiwanis gilt sein soziales Engagement den Kindern. In seiner Freizeit geniesst er seine Freiheit auf dem Motarrad oder unter dem Gleitschirm. Wenn Cornel kein Anwalt geworden wäre, würde er sein Geld als Gleitschirm-Testpilot verdienen.

Mein Leitsatz:

«Gesetzeskenntnis allein genügt nicht. Es gilt immer den Menschen mit seinen Sorgen und Wünschen zu erkennen, um gemeinsam den Erfolg anzustreben.»

Haben Sie gewusst?

Cornel hält den Wecker für eine der dümmsten Erfindungen der Menschheit.